Die Idee der Initiatoren KPMG und ABURY ist es, erfrischende Fashion-Talks in inspirierendem Umfeld mit Business-Networking auf innovative Weise zu verknüpfen, um damit spannende und notwendige Diskussionen zum Thema „Fashionbusiness in Berlin“ anzuregen. Die Vision ist es, ein interdisziplinäres Netzwerk aufzubauen und langfristig auch gemeinsam Projekte anzustoßen und umzusetzen.
Die dritten FABTalks fanden im Bauhaus–Archiv Berlin statt. Diesmal haben wir einige „FAB Regeln“ gebrochen, da wir Andreas Tölke als charmanten, aber vor allem kompetenten Moderator für den Abend gewinnen konnten. Andreas Tölke ist Kunst- und Designjournalist aus Berlin. Seine unzähligen Features und Interviews von internationalen Größen der Kunst- und Designszene, wie Jean-Paul Gaultier, Jeff Koons oder Zaha Hadid werden in vielen Magazinen international veröffentlicht. So gab es dieses Mal keine Vorträge, sondern unterhaltsame Interviews! Auf der Bühne waren Bettina Güldner, eine Kuratorin am Bauhaus-Archiv sowie Pamela Samasuwo-Nyawiri und Samuel Mason – die Gewinner der ABURY Design Experience 2015.
Im Anschluss der Runde gab es eine persönliche Führung durch das Bauhaus – Archiv und durch die Sonderausstellung „Dialoge Fotografien“ von Héléne Binet. Und danach ging man zusammen noch die Abschluss-Modenschau des Lette-Vereins nebenan anschauen.
TALK 1: BETTINA GÜLDNER MIT ANDREAS TÖLKE
Bettina Güldner ist Kuratorin am Bauhaus-Archiv und des weiteren Kuratorin ihrer eigenen Galerie, die sich unter anderem mit DDR Design befasst. Zwischen ihr und Andreas Tölke entspann sich eine wunderbar süffisante, unterhaltsame und lehrreiche Diskussion, die die Geschichte des Bauhaus Archivs sowie ein bisschen DDR Kunst sowie die Rolle der Mode im Bauhaus aufgriff. Hier ein paar Ausschnitte aus der intensiven Unterhaltung.
Ist Kleidung Kunst oder doch eher ein Gebrauchsgegenstand?
Kleidung lässt einen Zustand entstehen, der dazu inspiriert, sich zu überlegen, wie Farben und Formen eine Einheit eingehen können. Somit ist auch Design eine gestalterische Aufgabe, bei der man immer wieder merkt, dass es nicht nur darum geht, dass Kunst hergestellt oder herumgetragen wird, sondern, dass der Gedankengang mich ganz nah an die künstlerischen Überlegungen bringt.
Zur Geschichte des Bauhaus-Archivs und wie dieses mit Textilien umging, jenseits von Teppichen.
Das Bauhaus war eine Schule für Gestaltung, in der Kunsthandwerker auf einem sehr hohen Niveau künstlerisch ausgebildet wurden. Es entsprach den Maßgaben des Direktors Walter Gropius, dass sich das Individuum bei der Entwicklung des Werkes heraushalten sollte. Der Künstler sollte sich dabei selbst neutralisieren. Alles, was als Triebfeder des eigenen Handelns galt, sollte weggeschoben werden und sich nicht im Kunstwerk wiederfinden. Somit stand gegenüber der Subjektivität die Objektivität. Einige Lehrer brachen mit diesen Prinzipien, beispielsweise Kurt Schwitters (kreierte z.B. Kostüme für DADA Opern), der sich nicht einer entschiedenen Gruppierung angeschlossen hat, sondern individuelle Konnotation und subjektive Haltung in seine Kunst einfließen ließ. Das Bauhaus wollte aber die Subjektivität nicht zum Thema machen.
Die Weberei und Textilien-Wirtschaft-Klassen bildeten die typische Frauen-klassen in der Schule, denn für andere Kategorien wie Metall, Holz und Architektur hieß es, sie wären zu schwach. Doch, obwohl es ihr Gebiet war, wagten die Frauen es nicht, etwas Neues mit den Textilien auszuprobieren. Das einzige Kleid, das herausstach, war von Liz Vogler kreiert worden. Sie war eine der wenigen Weberinnen, die etwas gewagt hatte und sich eigene Gedanken zu neuen Mustern oder Schnitten machte.
TALK 2: PAMELA SAMASUWO-NYAWIRI UND SAMUEL MASON MIT ANDREAS TÖLKE
Samuel und Pam sind die Gewinner der ABURY Design Experience 2015 (internationaler Designer-Contest). Pam stammt aus Simbabwe, lebt aber mit ihrer Familie in UK, wo auch Sam herkommt. Beide waren zum ersten Mal auf der Berlin Fashion Week. Hier war es besonders spannend zu erfahren, wie sehr junge, Internationale Fashion-Designer das Thema Kunst in ihrerm Design der Kollektionen beeinflusst und inspiriert.
Eindrücke von der Berlin Fashion Week
Beide Designer waren besonders von der Show „Designer for Tomorrow“ begeistert vom Talent der Designer und dem hohen Niveau der Kollektionen.
Die Mode und die Kunst
Pam und Sam stimmen überein, dass Kunst und Mode zusammengehören. In den Namen ihrer beider Universitäten kommt das Wort Kunst vor – heisst bereits in der Lehre werden Kunst und Modedesign sehr nah beieinander positioniert. Sam betont, dass im Royal College of Art in London auch der Austausch und die Zusammenarbeit untereinander gefördert wird und erwünscht ist. Unter Kunst versteht man mittlerweile nicht mehr nur ein fest stehendes Werk, sondern eben auch manchmal Mode. Immer mehr Konsumenten sehen das genauso. Von den Kooperationen der Luxusmarken mit limitierten Künstler-Editionen bis zu handgemachten kleinen Kunstwerken von traditionellen Kunsthandwerkern – der Bereich ist weit gefasst.
Die Frage, ob man Kunst und Mode voneinander trennen kann, verneinten beide. Ihrer Meinung nach, kann und sollte man keine klare Trennlinie setzen, da Kunst und Fashion miteinander verbunden sind. Der Austausch untereinander ist so wichtig, um einen weiteren Blickwinkel und mehr Inspiration zu sammeln. Sowohl Designer als auch Künstler haben Schwierigkeiten in ihren jeweiligen Branchen, deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sie immer mehr Künstler und Designer zusammen arbeiten.
Nachhaltigkeitsgedanken in der Fashion Branche
Am Ende schwenkte die Diskussion kurz in Richtung Fast Fashion und Nachhaltigkeit. Beide sind der Meinung, dass Fast Fashion vorerst noch die Branche dominieren wird, aber dass sich die jüngere Generation immer mehr mit den negativen Auswirkungen von Fast Fashion auseinandersetzt und mit einem stärkeren Nachhaltigkeitsbewusstsein aufwächst.
Leider ist aufgrund der kurzen Zeit, die wir im Bauhaus-Archiv zur Verfügung hatten, die Diskussion dismal ausgefallen!
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